Georg Schwarz

in News

Pilotenkarriere – Zwischen Celebrities und Rucksacktouristen

Er war Privatpilot für die österreichische Formel 1 Rennfahrerlegende Gerhard Berger, flog arabische Prinzen, russische Oligarchen als auch Rucksacktouristen rund um den Globus. Der österreichische Berufspilot Georg Schwarz hat nach 30 Berufsjahren mehr als 19.000 Flugstunden im Logbuch stehen und spricht jetzt im aeroTELEGRAPH Interview erstmals über seine abwechslungsreiche Karriere.

Als Kind wollte ich noch Förster oder Schatztaucher werden, resümiert Georg Schwarz im Gespräch über seine früheren Berufswünsche. Schlussendlich wusste ich damals aber auch schon, dass ich in meinen späteren Beruf nicht jeden Tag am selben Ort verbringen wollte. Rund 19.000 Flugstunden als Berufspilot, Fluglehrer und Flugprüfer später, ist sein Kindheitstraum zumindest teilweise in Erfüllung gegangen.

Das der Niederösterreicher in seiner mehr als 30-jährigen Pilotenkarriere einmal Prinz Charles, Jonny Depp oder Madonna fliegen würde, hatte sich begeisterte Pilot in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, als er als junger Jus-Student die Ausbildung zum Privatpiloten absolvierte.

Schon bald war dem ambitionierten Hobbypiloten klar, dass er aus seiner Leidenschaft für das Fliegen auch einen Beruf machen könnte. Er machte eine Fluglehrerausbildung und heuerte schon bald darauf bei einem kleinen Salzburger Bedarfsflugunternehmen an, wo er seine ersten Flugerfahrungen sammelte. Wer Ende der achtziger Jahre in Österreich Berufspilot werden wollte, der hatte es schwer. Den das Angebot an Fluglinien die Berufspiloten zur damaligen Zeit einstellten war sehr bescheiden und so spielte ein Zufall eine wichtige Rolle in Georg Schwarz zukünftigen Berufsleben.

Über Kontakte zur erst kürzlich verstorbenen österreichischen Luftfahrtlegende Sigi Angerer (Flugbetriebsleiter bei Tyrolean Jet Service und späterer Flying Bulls Chefpilot) brachte er in Erfahrung, dass der österreichische Formel 1 Rennfahrer Gerhard Berger gerade auf der Suche nach einem neuen Kopiloten für seine private Cessna Citation 501 war. Nachdem man sich nach einem gemeinsamen Probeflug sehr gut verstand, folgte das erste Jobangebot als Berufspilot für den damaligen McLaren und späteren Ferrari Formel 1 Rennfahrer.

Plötzlich Teil der Sport- Society

Während der gemeinsamen Stunden an Bord des Privatjets von Gerhard Berger entstand so etwas wie eine „Freundschaft“, erzählt Georg Schwarz. Schon bald flog der Österreicher als Kapitän auf Bergers Privatjet Formel 1 Legenden wie Ron Dennis, Ayrton Senna, Karl Wendlinger oder Jean Alesi durch ganz Europa: „Über vier Jahre lang war ich mit Gerhard Berger so eng verbunden, sodass ich während der Rennsaison manchmal nur einen Tag pro Monat bei meiner Familie zuhause war“.

Gerhard Berger genoss das Rennfahrerleben und war bekannt dafür, dass er sich nicht länger als drei Tage an einem Ort aufhielt, weshalb Georg Schwarz gemeinsam mit seinem Chef ständig unterwegs war und so Teil des Formel 1 Zirkus wurde. Zu den Annehmlichkeiten dieses Lebens zählte auch der Umstand, dass Schwarz während der Sommermonate auf Bergers 37 Meter langen Luxusjacht, die in Ibiza vor Anker lag, Quartier bezog. Ibiza ist hinlänglich als Partyinsel bekannt und so war es nichts Besonderes, wenn österreichische Motorsportlegenden wie Niki Lauda oder der spätere Paris-Dakar Motorradsieger Heinz Kinigadner regelmäßig zum Feiern an Bord auftauchten. Die gemeinsame Zeit führte auch dazu, dass der Formel 1 Fahrer bei seinem Piloten und lizensierten Fluglehrer den Privatpilotenschein machte und man in weiterer Folge gemeinsam Bergers Privatjet flog.

Nach vier Jahren trennte sich Georg Schwarz schweren Herzens von seinem bisherigen Arbeitgeber und Jetset Leben, um bei Tyrolean Airways als Linienpilot auf der Dash 8 einem halbwegs geregelten Familienleben nachgehen zu können. Innsbruck wurde seine neue Heimat: „Für viele mag dieser Schritt vielleicht unverständlich klingen, doch schlussendlich war die Erfahrung, als Linienpilot bei einem großen Flugunternehmen mit seinen zahlreichen Flügen und regelmäßigen Schulungen für mich eine unverzichtbare Erfahrung, die ich nicht missen möchte“, so Schwarz.

Es folgten Jahre eines „Beamtenlebens“, wie Schwarz es nennt, wo er als Pilot und späterer Tyrolean Flug Instruktor mit geregelten Diensten auf der Dash 8 -300/400 und in weiterer Folge auf der Fokker 70/100, im Liniendienst unterwegs war. Im Frühling 2006 entschloss sich der inzwischen 41-jährige dazu, seinen beruflichen Möglichkeiten mit einem privat finanzierten A320 Typ-Rating neuen Spirit zu verleihen.

Nachdem die beruflichen Aussichten bei Tyrolean/Austrian durch den Zusammenschluss der beiden Unternehmen nur wenig berauschend waren, folgte im Spätsommer 2006 der Einstieg bei Wizz Air Hungary, wo Schwarz im polnischen Katowice als A320 Commander Billigfluggäste durch ganz Europa beförderte. Nach drei Jahren im Cockpit des Low Costers rief im Jahr 2010 ein befreundeter Tyrolean Pilot an und fragte, ob er den nicht nach Zürich zu Comlux Aviation als Airbus Corporate Jet Pilot kommen möchte?

Mit VIP- Airbus um die ganze Welt

Das Angebot die „Reichen & Schönen“ dieser Welt rund um den Globus zu fliegen, erschien Georg Schwarz nach Jahren im trostlosen Katowice durchaus attraktiv: „Anstatt vier tägliche Rotationen für Wizz Air ab Katowice abzufliegen, habe ich doch gerne das Angebot angenommen, so manchen VIP-Kunden von London nach Dubai zu fliegen“.

Von heute auf morgen hatte sich der berufliche Alltag für Georg Schwarz wieder gedreht: „Das typische Klientel wollte aus dem mittleren Osten oder Russland abgeholt werden, um nach Asien, Europa oder Amerika geflogen zu werden“. Dabei war es durchaus üblich das die Crew reichlich Trinkgeld für ihre Leistungen erhielt: „Ein fünfstelliger US Dollar Betrag pro Flug war durchaus möglich“, so Schwarz.

Sehr lehrreiche Jahre folgten wie Schwarz erzählt, den mit dem bis zu 180 Minuten ETOPS zugelassenen Airbussen von Comlux waren bei Wahl der angeflogenen Destinationen kaum Grenzen gesetzt. Anstatt nach Kutaissi, Tirana oder Katowice zu fliegen, wurden so elitäre Flughäfen wie New York, Dallas, San Francisco, Singapur, Bali oder Sydney zur neuen Heimat des österreichischen Flugkapitäns.

Airbus A318 Elite von Tyrolean Jet Service
Copyright Walter KALLER

Nachdem ein im Privatbesitz befindlicher A318 Elite, der zuvor von Comlux Aviation betrieben wurde und auf dem Kapitän Schwarz als „Dedicated Pilot“ geflogen ist, in die Halterschaft der österreichische Tyrolean Jet Service übergegangen ist, wechselte er nach nur einem Jahr seinen Arbeitgeber.

Am beruflichen Alltag hatte sich für den Flugkapitän, der später auch Flottenchef der Tyrolean Jet Service A318/319 ACJ Corporate Jet Flotte wurde aber dadurch nichts geändert. Neben Regierungschefs, Oligarchen und Vertretern arabischer Königshäuser wurden auch weltberühmte Künstler zu Veranstaltungen geflogen: „Für die Südamerikatour von Madonna flogen wir ein Monat lang mit der Pop Königin quer durch den Kontinent“, wobei es wie überall im Leben, angenehme und weniger angenehme Kunden gab.

Neben dem damaligen Prinzen und heutigen englischen König Charles, der für eine „Middle East Tour“ auf die Dienste von Schwarz vertraute, blieb ihm besonders Jonny Depp als ein sympathischer Fluggast in Erinnerung. Damals hatte Jonny Depp gerade in Venedig den Film „The Tourist“ gedreht, während zum selben Zeitpunkt die Weltpremiere seines letzten Films „Alice im Wunderland“ in Tokio anstand. Im Auftrag von Sony Pictures wurde der Hollywood Schauspieler kurzerhand von Schwarz mit seinem A318 ACJ von Paris nach Tokio geflogen: „Irgendwann während des Fluges hat er uns dann gefragt, ob wir auch bei der Filmpremiere dabei sein wollen, woraufhin die ganze Crew am Abend am Event teilnehmen konnte“.

Nach vier erlebnisreichen Jahren bei Tyrolean Jet Service folgte wieder ein großer Wechsel in der beruflichen Karriere von Georg Schwarz: „Ein ehemaliger Kollege von Wizz Air rief mich an und fragte, ob ich nicht nach Budapest als Pilot und Verantwortlicher für die Rekrutierung der Wizz Air Piloten zum Unternehmen zurückkehren möchte“.

Einmal mehr verabschiedete sich Georg Schwarz von seinem bisherigen Umfeld und stieg bei Wizz Air in Folge zum „Head of Training“ auf. Mit der Ankündigung am Flughafen Wien im Jahr 2018 eine neue Wizz Air Basis eröffnen zu wollen, war für Schwarz klar, dass der Moment gekommen war um in seine alte Heimat zurückkehren. Seitdem fliegt Georg Schwarz auf dem A321neo wieder Billigfluggäste durch die Welt, wobei er auf seine weitere Lebensplanung angesprochen, abschließend noch meint: „Ich liebe es wieder in meiner Heimat zu fliegen, aber manchmal erreichen mich auch heute noch Anrufe von Exkollegen aus der VIP-Fliegerei, weshalb ich sagen würde, sag niemals nie“.

Martin Dichler

https://www.aerotelegraph.com/ein-pilotenleben-zwischen-celebrities-und-rucksacktouristen


Zur Person:

Der verheiratete 57-jährige Berufspilot legte den Grundstein für seine spätere Karriere mit 22 Jahren, als er den Privatpilotenschein (PPL) in Bad Vöslau (Österreich) machte. Ab dem 1989 fand er eine neue berufliche Heimat in Salzburg beim Bedarfsunternehmen/Flugschule ÖFAG/ Aerocharter als Fluglehrer. Seinen ersten Job als Berufspilot erhielt er im Jahr 1991 als Privatpilot für die Formel 1 Legende Gerhard Berger. Zwischen 1995 und dem Jahr 2006 flog Georg Schwarz in Innsbruck bei Tyrolean Airways auf Dash 8 300/400, Fokker 70/100 und war dabei auch in verschiedenen Bereichen der Flugausbildung tätig.

Ab dem Jahr 2006 flog der Berufspilot erstmals als A320 Pilot bei Wizz Air ab deren Basis im polnischen Katowice. Nach einem Abstecher im Jahr 2010 zu Comlux Aviation in Zürich, wechselte er im Jahr darauf zu Tyrolean Jet Service als A318 ACJ Pilot und späterer  A318/319 ACJ Flottenchef. Seit dem Jahr 2014 fliegt Georg Schwarz wieder bei Wizz Air Hungary, wo er in verschiedenen Bereichen tätig war.

Write a Comment

Comment