in Interview

Traumberuf mit gewissem Spirit Gutes Teamwork als Um und Auf

Nicola Gärner, bei Austrian Airlines längst in der „Königsklasse der FlugbegleiterInnen“ angekommen, sprach mit T.A.I. über die Herausforderungen

Zur wohl berühmtesten Flugbegleiterin des Landes zählt die ehemalige Austrian Airlines-Stewardess Maria Jakl. Am 31. März 1958 begleitete sie gemeinsam mit zwei Kolleginnen den Erstflug der neu gegründeten Fluglinie nach London. Heute zählt Austrian mit seinem Heer aus 2.626 KabinenmitarbeiterInnen (Stand Juni 2019) zum diesbezüglich größten Arbeitgeber des Landes. Für viele junge Menschen, die sich für den Beruf der Flugbegleiterin oder des Flugbegleiters entscheiden, ist eine Anstellung beim prestigeträchtigen Star Alliance Mitglied und vielfachen Skytrax Award Gewinner („Best Airline Staff Europe“) mehr als erstrebenswert. Um eine Karriere zu starten, muss aber nicht nur ein strenges Auswahlverfahren durchlaufen, sondern auch eine zweimonatige Ausbildung positiv abgeschlossen werden.

Das Training teilt sich dabei auf die Schwerpunkte „Customer Experience“ und „Safety“ auf. In einer 17-tägigen Ausbildung werden nicht nur Übungen des „Flight Safety and Security Training“ Evakuierungen, Ditching – also Notlandung im Wasser) absolviert, sondern auch Grundkenntnisse in Erste Hilfe und Crew Resource Management vermittelt.

Bereits vor Beginn der Ausbildung werden die TeilnehmerInnen mit einem SkyPad (iPad Mini) ausgestattet, um damit den Umgang und die Kursthemen online zu erlernen. Während der gesamten Kurszeit werden die künftigenFlugbegleiterInnen ständigen Prüfungen unterzogen. Kreative Lernmethoden besonders im Bereich Customer Experience sollen helfen, individualisiert auf die TeilnehmerInnen einzugehen.

Nachdem Austrian Airlines seit Integration der Lauda Air die einzige Fluglinie in Österreich ist, die sowohl Langstreckenflüge als auch ein Service in der Business Class anbietet, wird in einer 11-tägigen Ausbildung besonders Wert auf das Thema des „Customer Experience“ gelegt. Zu diesem Zwecke stehen im OS-Ausbildungscenter am Flughafen Wien die für diesen Bereich modernsten Trainingseinrichtungen des Landes zur Verfügung.

Martin Dichler bat für T.A.I eine der erfahrensten Stewardessen des Landes zum Gespräch. In ihrer Funktion als Purser 2 (nur Business Class) und Mitglied des Austrian Airlines Special Event Teams ist die 42-jährige Nicola Gärner in der „Königsklasse der FlugbegleiterInnen“ angekommen.

T.A.I.: Sie arbeiten bereits seit 21 Jahren als Flugbegleiterin. Ist diese Tätigkeit immer noch ein Traumberuf für Sie?

Gärner: „Definitiv! Der Reiz liegt darin, dass mein Leben sehr abwechslungsreich und spannend

bleibt. Kein Flug ist wie der andere und es ist toll, dass unser Beruf immer wieder neue und schöne Herausforderungen mit sich bringt. Auch mal unter der Woche frei haben, ist ein kleiner Luxus für mich. Eines der großen Assets ist, dass mit dem Abschluss meines Fluges meine Arbeit für den Tag oft erledigt ist und ich den Kopf frei habe für meine Familie.“

T.A.I.: Schichtdienst, Jetlag und eine eher durchschnittliche Bezahlung sind wohl nicht die Gründe, warum so viele junge Menschen als FlugbegleiterInnen arbeiten wollen?

Gärner: „Ich glaube dass diese Branche immer noch einen gewissen Spirit versprüht! Im Jahr 1998 habe ich meine Karriere bei Lauda Air begonnen, die Bezahlung war auch damals nicht großartig. Dafür konnte ich bei mehrtägigen Layover Aufenthalten die Welt kennen lernen und unglaubliche Eindrücke sowie Erlebnisse mitnehmen, die für immer bleiben.“

T.A.I.: Inwiefern hat sich die Tätigkeit in den letzten 20 Jahren verändert? Sind die Sitten an Bord rauer geworden?

Gärner: „Früher waren die Passagiere vielleicht etwas genügsamer, alle hatten in etwa das gleiche für ein Flugticket bezahlt und die gleiche Leistung dafür bekommen. Durch die neuen Tarifstrukturen möchten die Passagiere heute viel öfter die maximale Leistung für das gebuchte Ticket herausholen. Unruly passengers hat es immer schon gegeben, ich habe zum Glück das Problem selten gehabt. Ein gutes Auftreten und eine Erfahrung im Umgang mit unseren Passagieren sind jedenfalls hilfreich. Wir sind immer bemüht, all unseren Gästen ein schönes Service zu bieten und ihnen die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie von Austrian Airlines gewohnt sind.“

T.A.I.: Wie wir wissen, ist Flugbegleiterin zu sein mehr als nur Getränke zu servieren. Was sind die wichtigsten Aufgaben?

Gärner: „Eine gute Flugvorbereitung hat neben unserem jährlichen Sicherheitstraining höchste Priorität. Als Purser trage ich die Verantwortung dafür, dass neben unserem Service sämtliche sicherheitsrelevanten Details auf jedem Flug eingehalten werden. Gutes Teamwork und eine positive Stimmung innerhalb der Crew sowie die Freude an unserer Tätigkeit sind mir da besonders wichtig.“

T.A.I.: Sie sind Mitglied des SPET (Special Event) Team bei Austrian, was genau ist ihre Aufgabe?

Gärner: „Wir betreuen besondere Kunden und Journalisten auf wichtigen Flügen sowie auf Erstflügen wie zuletzt nach Montreal. Unser Team ist auf vielen öffentlichen Events wie Messen, Presseterminen und Fotoshootings vertreten. Mit Stolz repräsentieren wir Austrian Airlines nach außen.“

T.A.I.: Austrian ist das einzige österreichische Unternehmen mit Langstreckenflügen. Worin liegen die Herausforderungen im Vergleich zur Kurz- und Mittelstrecke?

Gärner: „Auf der Langstrecke gibt es wieder ganz andere Anforderungen als auf der Kurzstrecke. Die Crew arbeitet länger und intensiver zusammen, mit den Passagieren kommen wir viel mehr in Kontakt und wir servieren ein aufwändigeres Service. Mit diversen Passagierproblemen sowie medizinischen Vorfällen gibt es natürlich auch mehr zu tun. Umso wichtiger ist ein ausgezeichnetes Teamwork und eine gute Kommunikation innerhalb der Crew. Das Besondere bleibt auch, dass man nach einem langen Arbeitstag in einer anderen Stadt aussteigen darf. Für mich persönlich ist das immer wieder toll, weshalb ich auch die Langstrecke bevorzuge.“

T.A.I.: Austrian Airlines bietet ein Business Class Service an Bord seiner Flugzeuge an. Darf jede/r FlugbegleiterIn in der Business Class arbeiten oder sind spezielle Qualifikationen erforderlich?

Gärner: „Im Gegensatz zur Konzernmutter Lufthansa wird bei Austrian Airlines jeder Neueinsteiger und jede Neueinsteigerin auf der Langstrecke während der Umschulung auf das Service der Business Class eingeschult. Spezielle Qualifikationen wie auch der Bord Somelier, passende Sprachkenntnisse und auch das Senioritätsprinzip sind entscheidend, um auf der jeweiligen Strecke in der Business Class eingeteilt zu werden.“