in Interview

Flugbegleiter: Seit 90 Jahren ein Traumberuf!

Am 15.Mai 1930 hob die junge Krankenschwester Ellen Church als erste weibliche Stewardess an Bord eines dreimotorigen Boeing Flugzeuges zu einem geschichtsträchtigen Flug ab. Obwohl die Passagierbetreuung von kommerziellen Flügen bereits im Jahr 1912 an Bord von Zeppelinen seinen Anfang nahm, wurden bis zu diesem Flug ausschließlich männliche Crewmitglieder für diese Tätigkeit eingesetzt. Bei der Fluggesellschaft Boeing Air Transport war man damals aber der Ansicht, dass der weibliche Einfluss eine beruhigende Wirkung auf die Passagiere haben könnte.  Eine Entscheidung die nicht nur zur Emanzipation der Frauen beitrug, sondern auch das Berufsbild des Flugbegleiters revolutionierte!

Fast neunzig Jahre später versprüht die Tätigkeit des Flugbegleiters immer noch eine faszinierende Ausstrahlung auf viele junge Menschen. Obwohl die goldenen Zeiten der Luftfahrtbranche schon lange vorbei sind, erfreut sich der Beruf einer immer größerer werdenden Beliebtheit. Und das obwohl sich das Aufgabenfeld des Kabinenpersonals in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich geändert hat und die Sitten an Bord zunehmend rauer werden.

Österreich: Run auf die begehrten Jobs

Als nach der Air Berlin/Niki Pleite die heimische Luftfahrt im Jahr 2018 einen gewaltigen Low Cost Boom erlebte, wurden nicht nur innerhalb weniger Monate zahlreiche österreichische Fluglinien gegründet, sondern auch Basen internationaler Anbieter in Wien eröffnet. Mit der zusätzlichen Stationierung von 29 Flugzeugen auf Österreichs größten Flughafen und dem rapiden Anstieg des Low Cost Angebotes von +58,5% auf insgesamt 6,4 Mio. Passagiere, stieg auch die Nachfrage nach dem dazu gehörenden Flugpersonal.

Einer T.A.I Recherche (siehe Tabelle) zufolge wurden seit Beginn des Jahres 2018 insgesamt 1.308 Flugbegleiter/Innen von in Österreich ansässigen Fluglinien aufgenommen. Diese wurden gemäß der gesetzlichen EU-OPS 1 Bestimmungen entweder direkt von AUSTRIAN AIRLINES, EUROWINGS (Europe), LEVEL (Anisec), LAUDA und WIZZ AIR in einem sechswöchigen Kurs ausgebildet oder bestehende Qualifikation nach einem Auffrischungskurs umgeschrieben. Aktuell werden von den genannten Fluglinien insgesamt 3.639 Flugbegleiter (Stand Juni) angestellt, wovon allein 3.243 Mitarbeiter am Standort Wien ihre Basis haben. Für den Passagier ist das Kabinenpersonal gerade in Zeiten von Self-Booking & Self Check-In, sehr oft der erste persönliche Kontakt zu seiner gewählten Fluglinie. Dem Personal kommen daher neben der Fluggastbetreuung und der Gewährleistung eines sicheren Flugablaufes auch eine immer wichtigere Rolle als Markenbotschafter der Fluglinie zu.

T.A.I hat für eine zweiteilige Interviewserie zum Thema, zwei Vertreter des Berufsstandes zum Gespräch gebeten, um über die Anforderungen und Herausforderungen des Jobs zu berichten:

WIZZ AIR: Iulian BABA

„Der Erstkontakt mit dem Passagier ist mir besonders wichtig“

Er könnte als Prototyp einer neuen Generation von Flugbegleitern durchgehen. Mit seinen 26 Jahren ist der gebürtige Rumäne Iulian Baba nicht nur jung, dynamisch und erfolgsorientiert, sondern in seiner Funktion als Senior Flight Attendant bei der ungarischen Low Cost Fluglinie WIZZ AIR auch für die Sicherheit und das Wohl seiner Passagiere verantwortlich. Seit Juni vertritt er außerdem als erster österreichischer WIZZ AIR Marken- Botschafter, sein Unternehmen auf öffentlichen Veranstaltungen!

Sie sind seit kurzem der offizielle WIZZ Ambassador in Österreich. Wie kam es dazu und welche Aufgaben haben Sie?

Nach einer internen Ausschreibung, bei der ich mich für die Tätigkeit qualifizieren konnte,           wurde ich für die Dauer von zwei Jahren zum WIZZ AIR Botschafter in Österreich ernannt, das für mich natürlich eine große Ehre ist. Ich bin Markenbotschafter auf Erstflügen, Unternehmensevents, Recruitment Days und vieles mehr!

Was war ihre persönliche Motivation Flugbegleiter zu werden?

Ich wollte die Welt sehen, ich liebe es Menschen zu treffen und viele verschiedene Kulturen und Persönlichkeiten kennen zu lernen. Das ist durchaus manchmal eine Herausforderung, doch gerade diese wunderbare Mischung macht unsere Welt bunter!

Welche Eigenschaften sollten die Kandidaten in den Job mitbringen?

Die wichtigsten Voraussetzung für diesen Beruf ist eine positive Einstellung zum Job, viel Selbstbewusstsein, eine gewisse Stressresistenz und natürlich die Eigenschaft im Team zu arbeiten.

Immer mehr Unternehmen beklagen, dass es schwierig ist geeignete Mitarbeiter zu finden. Sind Sie mit der Qualität der Bewerber zufrieden?

Unser Recruitment Team leistet hier wirklich einen guten Job! Diese organisieren viele Events, um die besten Kandidaten für unser Unternehmen zu finden. Nach der Aufnahme folgt eine sechswöchige Ausbildung mit zahlreichen Prüfungen im eigenen Ausbildungszentrum in Budapest, wo die zukünftigen Flugbegleiter auf ihre Aufgaben in Wien bestens vorbereitet werden.

Worin liegt die Faszination an ihrem Beruf und was sind ihrer Meinung nach die Beweggründe warum junge Menschen eine Karriere als Flugbegleiter anstreben?

Ich kann ihnen nur anhand meiner persönlichen Erfahrungen erklären, warum ich glaube, dass der Beruf des Flugbegleiters erstrebenswert ist! Meine Tätigkeit als Flugbegleiter hat mich sehr stark als Person geprägt, ich muss jeden Tag mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenarbeiten, mich auf deren Befindlichkeiten einstellen und habe dadurch sehr viel an Lebenserfahrung dazu gewonnen. WIZZ AIR hat mir dazu noch die Möglichkeit gegeben von verschiedenen Basen (Wien, Chisinau, Sibiu) aus zu arbeiten, wodurch ich die Gelegenheit bekam, in diesen Ländern zu leben und dabei die Menschen noch besser kennen lernen. 

Für den Passagier sind Sie als Flugbegleiter der erste direkte Kontakt zur Fluglinie, wie wichtig ist ihrer Meinung nach der freundliche Umgang mit den Passagier?

Der Erstkontakt mit dem Passagier ist mir besonders wichtig! Schon beim Boarding kann ich Kontakt mit dem Kunden aufnehmen und wir können in dieser Situation bereits unsere Gastfreundschaft unter Beweis stellen. Den Passagier an Bord freundlich willkommen zu heißen ist Teil meiner Aufgaben, macht mich stolz und ist außerdem für mich selbst eine große persönliche Motivation!

WIZZ AIR hat vor kurzem die EASA (European Union Aviation Safety Agency) Kampagne „Not on my flight- zero tolerance against unruly passengers“ unterstützt. Werden die Sitten der Passagiere an Bord der Flugzeuge wirklich immer schlimmer?

Dank unserer strengen internen Auflagen versuchen wir solche unschönen Momente schon im Voraus zu vermeiden! Wir sind im Umgang mit „unruly passengers“ während unserer Ausbildung geschult worden, doch leider lassen sich solche Situationen nie ganz an Bord verhindern.

Abschließend noch eine persönliche Frage! Was ist für Sie am Ende des Tages ein guter, oder weniger guter Flug gewesen?

Für mich ist ein guter Tag, wenn uns die Passagiere mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen verlassen oder gar freundlich im Terminal grüßen! Dann weiß ich, dass wir einen guten Job gemacht haben und die Passagiere mit ihrem WIZZ AIR Flug zufrieden waren. Weniger glücklich sind wir, wenn wir unverschuldet wie durch das Wetter oder die Flugkontrolle, zu Verspätungen gezwungen werden.

Martin Dichler

*Der Artikel wurde im Fachmagazin T.A.I in der Ausgabe vom 09.August 2019 veröffentlicht!