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Boeing: Happy Birthday – Königin der Lüfte!

“If you buy it, I build it”  Manchmal geht millionenschweres Business ganz einfach, wie dieser berühmte Satz aus dem Jahr 1966 zeigt. Bei einem geschichtsträchtigen Treffen zwischen dem Boeing Chef William Allen und Pan American Airways CEO Juan Trippe, wurde mit diesen wenigen Worten der Bau des wohl beeindrucktesten Verkehrsflugzeuges der Neuzeit, der Boeing 747 besiegelt. Die legendäre US Fluglinie bestellte daraufhin 25 Stück des von vielen nur liebevoll als “Jumbo Jet” oder “Königin der Lüfte” bezeichneten Großraumflugzeuges. Der Gesamtpreis für die Bestellung betrug USD 525 Millionen. Nur zum Vergleich, für die gleiche Summe erhielt man 45 Jahre später gerade einmal zwei neue Boeing 747-8.

Bei der Boeing 747 handelte es sich um ein doppelstöckiges Langstreckenflugzeug, ausgelegt für den Transport von bis zu 500 Passagieren über eine Reichweite von 9.700km. Bereits seit dem Ende der 50er Jahre standen mit den Mustern Boeing 707 und DC-8 vierstrahlige Verkehrsflugzeuge am Markt zur Verfügung, die es erstmals mit ihrer Reichweite erlaubten, nonstop den Atlantik zu überqueren. Die goldene Zeit der Zivilluftfahrt war heran gebrochen und obwohl die Ticketpreise auf den Langstreckenflügen für den Durchschnittsbürger kaum erschwinglich waren, stieg ständig die Nachfrage. Die Entwicklung und der Einsatz der Boeing 747 revolutionierten ab dem Jahr 1970 den Luftverkehr über den Atlantik. Es entstand ein ökonomisches Flugzeug das mit seinem charakteristischen Buckel am Oberdeck, die Zahl der beförderten Passagiere auf einen Schlag verdoppelte und dadurch die Ticketpreise sinken ließ.

BOAC 747 Taken: 18th February 2019 Picture by: Stuart Bailey

Vom Militär zum weltgrößten Zivilflugzeug

Die Geschichte der Boeing 747 geht auf das Jahr 1965 zurück. Boeing hatte sich an einer Ausschreibung für den Bau eines Transportflugzeuges für das US-Militär beteiligt. Den Auftrag erhielt schlussendlich aber das Unternehmen Lockheed mit ihrem Muster C-5 Galaxy. Pan Am war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Global Player in der Welt der Luftfahrt und hatte einige Jahre zuvor als Erstkunde der Typen Boeing 707 und DC-8, die Konkurrenz durch längere Lieferzeiten abgehängt. Nach dem geplatzten Deal mit dem US Militär trat Pan Am Direktor Juan Trippe mit dem Wunsch an Boeing heran, ein Flugzeug mit einer doppelten Passagierkapazität einer Boeing 707 zu entwickeln. Innerhalb von nur vier Jahren gelang es Joe Sutter, dem geistigen Vater der Boeing 747, ein technischer Geniestreich, der jedoch alle Ressourcen vereinnahmte und fast zum finanziellen Debakel des Unternehmens führte. Am 30.September 1968 wurde unter tosenden Applaus der Prototyp der Boeing 747-100, die “City of Everett” erstmals aus den Werkshallen geführt. Die Boeing 747 hatte ein Startgewicht von 322 Tonnen, bot bis zu 505 Passagiere auf zwei Ebenen Platz, war hoch wie ein sechsstöckiges Wohnhaus und hatte die unglaubliche Gesamtlänge von 68,5 Metern.

Für die Montage des neuen Riesenjets musste in Seattle erst einmal die Infrastruktur durch den Bau eines neuen Hangars geschaffen werden.  Am Paine Field in der Nähe von Everett, entstand eine gigantische Montagehalle die lange Zeit als das größte Gebäude der Welt, gemessen am Volumen von 5,6 Mio. Kubikmetern, galt. 

Der Erstflug des Giganten fand am 9.Februar 1969 statt und obwohl der Bau der ersten 747 Variante (-100) noch nicht zum kommerziellen Erfolg des Projekts führte, wollte spätestens mit dem Pan Am Erstflug zwischen New York und London am 21.Jänner 1970, eine jede renommierte Fluggesellschaft einen Jumbojet in seiner Flotte haben. Bereits während der Planungsphase beteiligten sich Ingenieure der deutschen Lufthansa am 747-Projekt. Die erste Boeing 747-130 mit der Lufthansa Registrierung „D-ABYA“ trug die Produktionsnummer 12. Die „Yankee Alpha“, wie sie intern genannt wurde, wurde am 9. März 1970 an Lufthansa übergeben und am 26. April 1970 erstmals auf der Strecke Frankfurt – New York eingesetzt. Damit war die Kranichlinie nach der amerikanischen Fluggesellschaft Pan American World Airways (PanAm) die zweite internationale Fluggesellschaft und die erste europäische Airline, die Passagiere an Bord des Jumbos an ihr Ziel flog. Die Begeisterung an Bord bei Fluggästen und Crew war enorm. Bereits beim Betreten des Giganten gerate man „in Sektlaune“, schrieb ein Journalist damals. Kein Wunder, denn über die Wendeltreppe im vorderen Teil des Flugzeugs gelangten die Passagiere damals in die First Class Lounge, wo Lufthansa eine Bar eingerichtet hatte.

Dem Beispiel der Lufthansa folgten schon bald alle anderen angesehen europäischen Fluglinien. Zum größten Betreiber der Boeing 747 in Europa wurde British Airways (BA) mit insgesamt 94 Einheiten. Bis zur endgültigen Ablöse des letzten BA – Jumbojets im Jahr 2023, fliegen zwei Boeing 747-400 lackiert im historischen BA Design der sechziger und achtziger Jahre. Nachdem Lufthansa auch die Nachfolgermodelle Boeing 747-200 und 747-400 betrieben hat, erhielt der Konzern am 2. Mai 2012 als weltweit erste Fluggesellschaft, die jüngste Variante des Jumbos, die Boeing 747-8. Bis heute wurden über 1500 Stück der Boeing 747 in verschiedenen Varianten produziert, gerade einmal 190 davon fliegen noch als Passagier & Frachtflugzeuge rund um den Globus. Die Zeit der vierstrahligen Großraumflugzeuge ist jedoch endgültig vorbei. Inzwischen setzten die Fluglinien mit den Modellen Boeing 777/787 oder dem A350XWB auf zweistrahlige Verkehrsflugzeuge. Diese werden aus leichten Verbundwerkstoffen gefertigt und sind bei einer fast gleichen Kapazität wie die Boeing 747, im Betrieb deutlich billiger zu unterhalten.

Doch keine Sorge, die “Queen of the Skies” bleibt der Welt auch weiterhin noch für viele Jahre erhalten. Derzeit stehen noch die Auslieferungen einiger Boeing 747-8 Flugzeuge in Seattle aus. Darunter Frachtflugzeuge für den Paketdienstleister UPS, aber auch zwei Stück AIRFORCE ONE für den amerikanische Präsident Donald Trump.

Martin Dichler

Der Artikel wurde im Branchenmagazin traveller in der Ausgabe Nr.16/2019 veröffentlicht.