in Interview

Von regional bis international- Österreichs Flughäfen im Aufwind!

Wie die Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Flughäfen (AÖV) vor kurzem verkündete, verzeichneten die heimischen Flughäfen im vergangenen Jahr ein Wachstum von +9,6%, auf über 31,7 Mio. abgefertigte Passagiere. Neben dem Flughafen Wien mit über 27 Mio. Passagieren (+10,8%), konnten der Flughafen Graz (+7,5%) und Innsbruck (+2,45%) mit jeweils über einer Millionen Passagieren einen Allzeitrekord verbuchen!

Dabei war die Ausgangslage für die Entwicklung der österreichischen Flughäfen im vergangenen Jahr alles andere als einfach!  Zu Beginn des Jahres sorgte das Wetter im Westen des Landes für zahlreiche Ausweichlandungen, der Sommer war hingegen geprägt von Airline-Pleiten und Flugverspätungen. Mit der Insolvenz von Niki & Air Berlin verloren zudem viele österreichische Flughäfen, insbesondere der Flughafen Salzburg, einen ihrer stärksten Kunden. Nur dank des rapiden Wachstums der Billigfluglinien konnte Dr. Bettina Ganghofer als neue Geschäftsführerin des Salzburger Flughafens, die Verluste der Airline -Pleite fast zur Gänze (-2,4%) wieder kompensieren.

Stark im Aufwind befindet sich auch der oberösterreichische Blue Danube Airport Linz unter seinen neuen Geschäftsführer Mag. Norbert Draskovits. Nachdem sich in den letzten zehn Jahren  das Passagieraufkommen fast halbiert hatte, konnte der Flughafen zuletzt wieder ein erfreuliches Passagierwachstum von +15,6% verkünden. Das gleiche gilt auch für den kleinsten Verkehrsflughafen Österreichs. Der Kärnten Airport Klagenfurt konnte am  aktuellen Luftfahrtboom mit einem Passagierzuwachs von +5,29% (228.372) mit partizipieren.

Eine bedeutende Rolle im Wachstum der Regionalflughäfen spielte zuletzt der Charterflugverkehr. Sowohl der Flughafen Linz (+46,2%) als auch der Flughafen Graz (+39,2%) verzeichneten hier im Sommer 2018 besonders starke Zuwächse, während im Westen des Landes, der Skicharterverkehr für volle Terminals sorgte.   

Seine unangefochtene Position als Nr.1 des Landes konnte auch heuer wieder der Flughafen Wien halten. Am 31.Dezember 2018 wurde der 27-millionste Fluggast am Flughafen Wien begrüßt. Motor der Entwicklung waren die Billigfluglinien, die alleine im vergangenen Jahr zusätzlich 15 Flugzeuge in Wien stationiert hatten und so für ein massives Low Cost Wachstum von +58,5% auf 6,4 Mio. Passagiere sorgten. Das gleiche galt auch für die Entwicklung auf der Langstrecke (+24%) die durch zahlreiche neue Destinationen& Fluglinien (ANA, Saudia, flynas) beflügelt wurde. Nicht zu vergessen ist natürlich der Homecarrier Austrian Airlines, der immerhin für 47,5% (12,8 Mio. Passagiere) des gesamten Fluggastaufkommens verantwortlich ist und mit seiner jüngsten #DriveTO25 Strategie, den Standort weiter aufwerten wird.   

Um auch weiterhin den massiv steigenden Flugverkehr abwickeln zu können, investieren die Verkehrsflughäfen Österreichs intensiv in ihre Infrastruktur. Den Anfang macht der Flughafen Salzburg, der während seiner fünfwöchigen Pistensanierung den Flugbetrieb zwischen 24.April und 28.Mai zur Gänze einstellt. Am Blue Danube Airport Linz wird bereits seit Wochen an der thermischen Sanierung der Terminalstruktur gearbeitet. Am Flughafen Innsbruck plant man den Abriss und Neubau des im Jahr 1962 errichteten Terminals und auch in Salzburg wird an der zukünftigen Neugestaltung seiner “Terminalwelten” gearbeitet.

Der travellermachte sich rechtzeitig vor Beginn des Sommerflugplanes zu einer 1500km langen Road Tour quer durch Österreich auf, um mit den verantwortlichen Geschäftsführern der Flughäfen Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Wien, über die aktuellen Entwicklungen zu sprechen.

Mag. Gerhard Widmann (CEO Flughafen Graz):

“Wir sind längst nicht mehr ein Ort des Abfliegen und Ankommens alleine”

Das vergangene Jahr war für den Flughafen Graz ein besonderes?

Der Flughafen konnte das beste Ergebnis seit Bestehen mit 1.039.929 Passagieren verzeichnen! Bereits im Jahr 2008 konnte schon einmal die Millionengrenze überschritten werden, im letzten Jahr gab es jedoch einen Allzeitrekord.

Was waren die Gründe dafür?

Der Wirtschaftsraum Graz ist stark aufgestellt und davon profitiert der Linienverkehr im Wachstum, ein weiterer Grund waren natürlich die starken Zuwächse im Charterverkehr von +39%. Unter anderem wurden die zahlreichen Kurzketten von Springer & Gruber Reisen, als auch das Angebot an Flügen nach Ägypten, der Türkei und Griechenland, sehr gut angenommen.

Das vergangene Jahr war von Flugverspätungen in Europa geprägt. Glauben Sie, dass sich die Luftfahrtbranche heuer besser auf den bevorstehenden Sommerverkehr vorbereitet hat?

Das Vorjahr hatte viele Facetten und Gründe warum es zu den Flugverspätungen kam. Ich weiß, dass die Airlines daran arbeiten den diesjährigen Sommer besser zu gestalten, insbesondere dadurch, dass Sie vermehrt Stand-bye Kapazitäten einplanen um bei Verspätungen schneller eingreifen zu können. Es wird daher sicherlich besser werden, große fundamentale Änderungen darf man sich aber nicht wirklich erwarten.

Mit Small Planet und Skywork Airlines wurde der Flughafen Graz im letzten Jahr auch von Airline Pleiten nicht verschont. Treffen solche Insolvenzen einen Regionalflughafen wie Graz besonders hart?

Natürlich treffen uns Airline Pleiten stärker als so manchen Großflughafen mit einem größeren Angebot. Leider kann ein Flughafen aber gar nichts für diese Airline Insolvenzen, medial wird dieses Thema dann aber immer negativ mit den Flughafen in Verbindung gebracht. Für unsere Fluggäste ist dies natürlich ein besonderes Drama! Ich habe mit einer Kärntner Familie gesprochen die mit der gesamten Familie auf Urlaub geflogen ist und dann schlussendlich 1 1/2 Tage benötigt hat, um an ihr Ziel zu gelangen. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich während dieser Zeit aber unheimlich ins Zeug gelegt, um unsere Passagiere bestens zu betreuen und die Verspätungen möglichst gut abzuhandeln.

Die Flughäfen generieren heutzutage nur noch einen Teil ihrer Einnahmen aus dem Flugverkehr. Müssen die Regionalflughäfen in Österreich verstärkt in neue Geschäftsfelder wie Kongresse, Shopping oder Eventflächen investieren?

Wir in Graz haben bei unseren Terminalbau vor einigen Jahren mit sehr viel Weitblick gearbeitet und mehrere Konferenzräume geschaffen. Wir bieten Platz für bis zu 500 Gäste und haben im Vorjahr rund 300 Veranstaltungen bei uns am Flughafen gehabt. Mit unseren SPAR  Supermarkt und der Möglichkeit bis zu 30 Minuten kostenlos am Flughafen zu parken, generieren wir neue Kunden. Wir sind längst nicht mehr ein Ort des Abfliegen und Ankommens alleine, sondern wir versuchen uns auch immer mehr als Wirtschaftsstandort zu etablieren.

Dr. Bettina Ganghofer (CEO Salzburg Airport)                                                   “Die Pistensanierung in Salzburg ist unumgänglich geworden”

Sie haben am 1.Jänner 2018 das Amt ihres langjährigen Vorgängers Roland Hermann übernommen. Wie wurden Sie am Salzburger Flughafen aufgenommen?

Ich bin bereits am 16.Oktober 2017 nach Salzburg gekommen und hatte so eine gewisse Vorlaufzeit und Übergangsfrist. Die Herzlichkeit die mir hier am Flughafen entgegen gebracht wurde, war aber nicht zu übertreffen!

Sie sind als einzige Geschäftsführerin eines österreichischen Flughafen in eine Männer Domäne eingetreten..

Meine Karriere zeigt, dass ich bisher schon in einer Männerdomäne gearbeitet habe und damit umgehen kann. Ich werde aber auch ganz bestimmt nicht die letzte weibliche Geschäftsführerin eines österreichischen Flughafens sein.

Im vergangenen Jahr verzeichnete Salzburg als einziger Flughafen in Österreich ein Passagierminus. Eine Auswirkung der Air Berlin/Niki Insolvenz?

Definitiv! Wenn man es österreichweit vergleicht, hatten wir den größten Verkehrsanteil der beiden Fluggesellschaften hier am Standort, im Jahr 2017 noch mehr als 25% des Gesamtverkehrs! Naturgemäß musste sich die Insolvenz in Salzburg auswirken. Ich bedauere es aber ausgesprochen, dass Flyniki & Airberlin aus dem Markt ausgeschieden sind, wie auch die weiteren aktuellen Airline Insolvenzen. Bis auf die Destinationen Berlin & Hamburg konnten wir die verloren gegangenen Strecken aber durch andere Airlines wieder abdecken. Mit einer starken Aufholjagd konnten wir zuletzt wieder bei den Passagierzahlen massiv zulegen.

Welche Prognose geben Sie für den bevorstehenden Sommer?

Der Sommer sieht sehr gut aus, wir bieten eine schöne Destinationsvielfalt. Mit SUN D`OR fliegen wir neu nach Tel Aviv und wie erst kürzlich in einem Gespräch mit der Fluglinie bestätigt, setzt Turkish Airlines weiter auf einen Ausbau seines Angebotes ab Salzburg. Während unserer diesjährigen Pistensperre geht unsere Abfertigung mit Turkish Airlines mit nach Linz. Nach der Rückkehr erhöht die Fluglinie ihr Angebot auf 10 wöchentliche Abflüge, das langfristige Ziel ist aber Double Daily nach Istanbul!

Das größte Projekt im laufenden Jahr ist wohl die Generalsanierung ihrer Piste. Sie sperren den Flugbetrieb zwischen 24.April und 28.Mai zur Gänze. Welche Auswirkungen wird diese Maßnahme auf das Ergebnis des Flughafens haben?

Die Pistensanierung in Salzburg ist unumgänglich geworden und wir ziehen das jetzt generalstabsmäßig durch. Wir wissen, dass wir fünf Wochen weniger Verkehr in diesen Jahr haben werden. Dies wird sich natürlich auch auf die Passagier- und Bewegungszahlen auswirken. Einige Fluggesellschaften wie die Lufthansa, bieten einen Shuttle Service nach München an und Turkish Airlines geht wie erwähnt für fünf Wochen nach Linz. Das wichtigste für uns ist aber, dass der Flughafen Salzburg ab dem 29.Mai wieder im vollen Umfang durchstartet!

Ihr Fluggast Abfertigungsgebäude wurde bereits im Jahr 1966 errichtet, denken Sie auch hier an einen Neubau?

Am Terminalprojekt arbeiten wir bereits und bis Ende des Jahres wollen wir ein Grobkonzept für die Erneuerung unserer “Terminalwelten” erarbeiten. Derzeit ist noch nicht festgelegt, ob es sich um einen Umbau oder Neubau handeln wird. Es gibt Terminalpläne aus der Vergangenheit, doch wie wir wissen dreht sich die Welt weiter und die Anforderungen an den Flugverkehr und die Infrastruktur der Flughäfen ändern sich ständig.

Mag. Norbert Draskovits (CEO Blue Danube Airport Linz)                                 “Turkish Airlines, das wird funktionieren”

Am Terminalgebäude wird gerade fleißig gearbeitet, investieren Sie schon in die Zukunft?

Die Infrastruktur des Flughafens ist in die Jahre gekommen und benötigt ein Refreshment! Dabei handelt sich um einen dreistufigen Umbau. Die Dachsanierung ist bereits vor zwei Jahren geschehen, derzeit ist eine Fassadensanierung im Gange und als nächstes wird das Innenleben angepasst. Durch die Sanierung gewinnen wir zusätzlichen Raum, wir werden die Aufteilung der Flächen neu anpassen, weg mit dem 80er Jahre Charme, hin zu “Innovativ – Modern – Technologie”, alles wofür das Land Oberösterreich steht.

Welche Vision haben Sie für die Zukunft des Flughafens?

Ich glaube dass wir wieder dorthin kommen können, wo wir schon einmal waren. Wir müssen den Markt, der gerade in Oberösterreich ein besonders hohes Potential auf der Langstrecke nach Asien beinhaltet, den Airlines besser erklären, damit sie den Fokus stärker auf uns legen. Wichtig ist, dass wir unserem Markt weitere Drehkreuzverbindungen anbieten können. Daher ist Turkish Airlines für mich auch der erste Kandidat!

Sie glauben an die Aufnahme von Turkish Airlines Flügen?

Oberösterreich hat das stärkste ethnische Potential das regelmäßig in die Türkei fliegt! Dazu kommen weitere Punkte die für eine Aufnahme sprechen: Turkish Airlines ist die expansivste Airline weltweit, ist besonders stark im mittleren Osten und Asien aufgestellt, von wo es ab Linz eine besonders hohe Nachfrage gibt und mit dem neuen Flughafen in Istanbul gibt es genug freie Kapazitäten. Das wird funktionieren!

Sie konnten im letzten Jahr besonders hohe Zuwachsraten im Sommerflugverkehr verzeichnen, heuer könnte es noch besser werden?

Wir waren im vergangenen Sommer mit rund 80.000 Sitzplätzen im Outbound-Verkehr gut aufgestellt. Wir hatten 21 Charterketten und ich habe gesehen, dass durch das Ausscheiden der Flyniki, Small Planet und im weiteren Einflussbereich einer Monarch Airlines, die Kapazitäten des europäischen Charterflugverkehrs eng werden. Insbesondere Regionalflughäfen wären davon betroffen gewesen, weshalb ich mich im letzten Jahr auf die Suche nach einer Airline gemacht habe, die ein Flugzeug für den Ferienflug in Linz stationieren möchte. Es ging dabei einerseits um eine Sicherung der Kapazitäten, als auch um eine Ankurbelung des Winterverkehrs.

Mit Bulgarian Air Charter haben Sie ihren Wunschpartner gefunden?

Wir haben gemeinsam mit vier großen Reiseveranstaltern einen Vertrag mit Bulgarian Air Charter für die Stationierung einer Maschine in Linz abgeschlossen. Das führt schon einmal dazu, dass die Zahl der Sitzplätze um fast 20% auf 97.000 ansteigt, gleichzeitig können wir attraktivere Abflugzeiten ab Linz anbieten und mit billigeren Kosten produzieren. Die Reiseveranstalter haben bereits bestätigt, dass wir damit österreichweit die stärksten Zuwächse verzeichnen!

Dipl.-Ing. Marco Pernetta  (CEO Flughafen Innsbruck)

“Wir wachsen inzwischen an den Wochentagen und in der Nebensaison”

Der Flughafen Innsbruck konnte im vergangenen Jahr mit mehr als 1,1 Mio. abgefertigten Passagieren ein Rekordergebnis einfliegen.  War diese Entwicklung absehbar?

Der Start des Jahres begann eigentlich schwach, denn aufgrund der schwierigen Wetterverhältnisse mussten an die 100 Flüge auf andere Flughäfen umgeleitet werden. Umso erfreulicher war es, dass wir dann mit diesem positiven Ergebnis abschließen konnten. Wir machen 50% unseres Geschäftes in den ersten drei Monaten des Jahres, hier haben uns die Insolvenzen von Air Berlin &Niki, sowie der  britischen Monarch Airlines, die bis zu 10x wöchentlich nach Innsbruck geflogen ist hart getroffen. Ende April lagen wir noch bei einem Passagierminus von sechs Prozent!

Der Sommer verlief dann aber besser als geplant?

Im Sommer kam eine im Auftrag vom Tiroler Reiseveranstalter Idealtours stationierte Fokker 100 der Avanti Air ab Innsbruck erstmals auch unter der Woche zum Einsatz. British Airways hat das Angebot nach London Heathrow aufgestockt und die Linien & Charterflüge wurden generell sehr stark abgefragt, was zu einem starken Passagierplus geführt hat. Mehrere Monate hindurch gab es dann zweistellige Wachstumsraten zu verzeichnen und unser Höhepunkt war der Dezember mit einem Passagierwachstum von weit über 20%. Easyjet hat hier einen großen Beitrag mit ihren vier wöchentlichen Flügen auf der neuen Strecke nach Berlin-Tegel geleistet, die von Beginn an gut gebucht waren.

Gibt es während des starken Winters eigentlich noch freie Kapazitäten am Flughafen Innsbruck?

Wir sind ja im Gegensatz zu anderen Flughäfen an den Wochenenden im Winter voll koordiniert und damit bezüglich der Slotvergabe stark reglementiert. Die Zahl der Starts &Landungen in Innsbruck ist an den Wochenenden auf das Niveau wie vor zehn Jahren begrenzt. Gerne würden Neukunden in den Markt hineinkommen, doch diesen müssen wir dann leider eine Absage erteilen. Am vergangenen Wochenende hatten wir  bereits über 17.700 Passagiere,  damit sind wir bereits sehr nah an dem Maximum von rund 18.000 Passagieren herangekommen. Dieses Limit betrifft die gesamte Infrastruktur des Flughafens, auch z.B. den Luftraum. Unser Wachstum basiert deshalb seit Jahren auf der Zunahme von Flügen an den Wochentagen und abseits der Hochsaison.

Der Flughafen Innsbruck investiert in seine Infrastruktur. Der im Jahr 1963 eröffnete Flughafenterminal soll durch einen Neubau ersetzt werden?

Es wird die größte Investition des Flughafens seit langem! Bei der Planung damals hat vermutlich kein Mensch damit gerechnet, dass einmal 18.000 Menschen pro Tag den Flughafenterminal benutzen werden. Wir reißen den alten Terminal ab, er ist einfach energetisch und aus Servicegründen nicht mehr am Stand der Zeit. Im letzten Jahr haben wir deshalb eine Machbarkeitsstudie begonnen, uns überlegt, wie wir zwei Jahre lang ohne Terminal auskommen, welche Provisorien wir benötigen und wie wir das Projekt finanzieren können. Ein höherer zweistelliger Millionenbetrag wird bis zu einer möglichen Eröffnung im Jahr 2025 investiert werden. Wir nehmen uns jetzt erstmals ausreichend Zeit, um das Projekt für die zukünftigen Anforderungen in Ruhe zu planen!

Mag. Julian Jäger  (CEO Flughafen Wien AG)                                                                “30 Millionen Grenze ist sehr realistisch”

Der Flughafen Wien konnte im vergangenen Jahr einen geschichtsträchtigen Rekord von mehr als 27 Mio. abgefertigten Passagieren einfliegen. Wie realistisch ist die 30 Mio. Marke in diesem Jahr?

Ich glaube sehr realistisch. Derzeit wachsen alle Segmente wie die Langstrecke, Transfer und der Low Cost-Bereich. Die 30. Millionen-Passagiergrenze wären sicherlich ein Meilenstein für den Flughafen Wien!  Wir haben es im vergangenen Jahr ja sehr spannend gemacht, denn erst am 31.12.2018 ist tatsächlich der 27 millionste Passagier in Wien gelandet und ich hoffe, dass wir es heuer bei den 30 Millionen nicht ganz so spannend machen werden. Ich halte die Zahl für realistisch, aber eine Garantie gibt es natürlich nie. Vor eineinhalb Jahren hätten wir auch nicht geglaubt, wie stürmisch das Wachstum sein wird!

Wizz Air CEO Jozsef Varadi hat kürzlich in einem traveller Interview davon gesprochen, dass sich der Wiener Markt schon in Kürze konsolidieren wird. Wie lange halten die Passagierzuwächse auf diesem Niveau ihrer Meinung noch an?

Für 2019 erwarten wir ein Plus von rund 10%, für eine Einschätzung zu 2020 ist es noch zu früh. Anzunehmen, dass es im Jahr 2020 wieder zu so einem stürmischen Wachstum kommt, wäre etwas vermessen. Sollten wir die 30 Mio. Passagiergrenze heuer wirklich schaffen, so hätten wir alleine in den letzten 24 Monaten ein Passagierwachstum von 5 Millionen Passagieren verzeichnet. Sollte es daher wirklich eine Konsolidierung im Jahr 2020 oder 2021 geben, wäre dies eine Entwicklung, die in der Luftfahrt ganz normal ist.

Mit der Airport City Vienna vermarkten Sie den Flughafen zunehmend als attraktiven Immobilien & Firmenstandort. Wie wichtig sind diese Projekte für den Flughafen Wien?

Sehr wichtig, weil das eine beeinflusst das andere! Die starke Passagierentwicklung macht natürlich auch die Airport City attraktiver, weil es in Summe auch mehr Wertschöpfung am Standort gibt. Projekte wie der Office Park 4, der zum Innovationshub werden soll, ist jetzt schon zu 30% vermietet und die Nachfrage ist weiterhin sehr stark. Jeder der sich am Flughafen ansiedelt, konsumiert die Infrastruktur mit allen seinen Einrichtungen. In Summe entsteht eine Stadt, die immer größer wird.

Als Vorsitzender der AÖV (Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Flughäfen) fordern Sie weiterhin die Abschaffung der Ticketabgabe. Warum lenkt die Bundesregierung nicht ein?

Die Luftfahrt hat in den letzten Jahren schon bewiesen, welchen positiven Effekt es haben kann, wenn die Ticketabgabe um 50% reduziert wird. Das ist sicherlich auch einer der Gründe, warum wir derzeit so ein lebendiges Wachstum in Österreich haben. Diese einseitige Steuer benachteiligt uns einfach gegenüber unseren Mitbewerbern, dabei handelt es sich aus meiner Sicht nur noch um eine Bagatellsteuer und sollte hoffentlich mit der kommenden Steuerreform auch abgeschafft werden.

Martin Dichler

Der Artikel wurde im Fachmagazin traveller im März 2019 publiziert: